Photovoltaik hat teilweise Netzparität erreicht

Durch den rasanten Preiszerfall in den letzten Jahren kann eine Photovoltaikanlage in bestimmten Fällen auch ohne Einspeisevergütung rentabel betrieben werden. Die Produktion von Solarstrom ist zwar immer noch teurer als aus konventionellen Kraftwerken. Allerdings liegen die Preise teilweise tiefer, als der Endverbraucher für den Strom aus dem Netz bezahlt.

Kleinstanlage für private Haushalte
Eine Kleinstanlage mit einer Spitzenleistung von 250 W ist für rund 600 Fr. zu haben. Diese Anlage besteht aus einem einzigen Modul und einem kleinen Wechselrichter. Die Installation kann selbst vorgenommen werden, der Netzstecker des Wechselrichters wird einfach in eine Steckdose gesteckt. Ein Solarmodul lebt gut und gerne 25-30 Jahre oder gar länger. Wechselrichter gehen hin und wieder früher kaputt. Dieser macht jedoch nur einen geringen Teil des Preises aus. Eine Amortisationszeit von 20 Jahren ist damit realistisch. D.h, eine 600 Fr. teure Anlage kostet pro Jahr 30 Fr.
Die Anlage produziert an geeigneter Stelle montiert (z.B. am sonnigen Südbalkon) pro Jahr rund 250 kWh. Die Produktionskosten für eine kWh liegen damit bei 12 Rappen.
Rechnet man 3% Zinsen auf das investierte Kapital mit ein, resultieren Gestehungskosten von 16 Rappen/kWh.
Eine solche Anlage ist nahezu wartungsfrei. Einzig der Wechselrichter könnte mal ersetzt werden müssen. Dieser Umstand ist in der kürzeren Amortisationszeit von 20 Jahren bereits berücksichtigt (die KEV geht von 25 Jahren aus). Ansonsten reicht es, mal mit einem feuchten Lappen während des Frühlingsputzes das Modul zu säubern.

Ohne Einspeisevergütung rentiert die Anlage aber nur, wenn der grösste Teil des produzierten Stroms gleichzeitig im Haushalt verbraucht wird. Dabei fliesst der Strom nur innerhalb des Haushalts, ohne über den Zähler zu laufen. Damit spart man je nach Strompreis 20-25 Rappen/kWh. Diejenige Energie, die nicht gleichzeitig im Haushalt gebraucht werden kann, fliesst über den Zähler rückwärts und wird ins Netz eingespeist. Ein EW, das nur den Strompreis vergütet (ohne Netznutzung etc.) zahlt dafür ca. 10 Rappen. Geht man von einem Produktionspreis von 16 Rappen, einem Bezugspreis von 22 Rappen und einem Einspeisepreis von 10 Rappen aus, muss also über das Jahr die Hälfte des produzierten Stromes simultan gebraucht werden (d.h. nicht über den Zähler fliessen). Die Grundlast in einem Haushalt beträgt je nach Gerätepark um die 150 W (Kühlgeräte, Standby Verbrauch etc.). D.h. 150W der Produktion der PV Anlage werden direkt gebraucht, selbst wenn keine Geräte speziell eingeschaltet werden. Die 50% Eigenverbrauchsanteil sind in diesem Fall problemlos erreichbar, denn die 250 W Maximalleistung erreicht die Anlage nur wenige Stunden im Jahr.

Der Eigenverbrauchsanteil ist der Grund, dass sich eine Kleinanlage besser rentiert als eine grössere. Letztere hätte einen höheren Anteil an Überschussenergie zur Folge und rentiert damit ohne spezielle Vergütung nicht. Bei höherem konstantem Verbrauch tagsüber (z.B. in einem Büro) lohnt sich auch eine grössere Anlage.

Nicht nur dass der so selbst produzierte Strom bereits jetzt günstiger ist, auch künftige Preissteigerungen schmerzen weniger denn der selbst produzierte bleibt gleich teuer.

Eine Kleinstanlage ist nicht nur für Hausbesitzer interessant, auch Mieter können eine solche montieren, z.B. anstelle der Geraniumkisten auf dem Balkon. Voraussetzung ist eine gut besonnte Stelle gegen Süden und natürlich das Einverständnis des Vermieters.

Anlage für mittelgrosse Verbraucher
Ähnliche Überlegungen gelten bei grösseren PV Anlagen für Verbraucher, die grössere Mengen elektrischer Energie benötigen. Auch hier ist entscheidend, wie viel des produzierten Stromes simultan selbst verbraucht werden kann. Ein grösserer Verbraucher hat eine entsprechend grössere Grundlast. Dementsprechend kann die Anlage grösser ausfallen ohne Überschüsse zu erzielen. Damit wird die Anlage billiger. Demgegenüber steht ein geringerer Bezugspreis für den Strom als für den Privathaushalt.

Eine Anlage für ungefähr 10 kWp ist in Deutschland schlüsselfertig teilweise bereits für weniger als 1’800 EUR zu haben. In der Schweiz sind die Preise oft deutlich höher, jedoch spricht nichts dagegen, das Material aus Deutschland zu importieren, wenn sich kein Solarteur findet, der vernünftige Materialpreise anbietet. Bei grösseren Anlagen sind die Montagekosten nur ein vergleichsweise kleiner Teil. Daher wirken sich höhere Schweizer Montagepreise nicht stark auf die Anlagenkosten aus. Bei Anlagen im Bereich 50 kW oder grösser sollten auch hier Kosten von wenig mehr als 2000 Fr/kWp (netto) möglich sein. Bei einer Produktion von 1000 kWh/kWp und 20 Jahren Amortisation ergibt sich ein kWh Preis von 10 Rappen, ohne Zins gerechnet bzw. 13 Rappen bei 3% Zins auf das investierte Kapital. Hinzu kommen die Wartungskosten. Eine Reinigung ist normalerweise nicht nötig, das erledigt der Regen gratis. Die Anlagenüberwachung benötigt kaum Zeit, bei modernen Systemen wird man gewarnt, wenn die Anlage nicht korrekt läuft, was in der Regel sehr selten geschieht. Wechselrichterausfälle können hingegen vorkommen. Die Kosten für den Wechselrichter betragen rund 15% der Anlagenkosten. Dieser wird aber mit den Jahren auch günstiger. Müssen alle WR ein Mal ausserhalb der Garantiezeit innerhalb der 20 Jahre ersetzt werden, steigen die kWh Kosten auf 15 Rappen an. Demgegenüber ist eine Amortisationszeit von 20 Jahren eher kurz gerechnet, die Lebensdauer der Anlage kann 30 Jahre und mehr betragen. Auf diese Sicht betrachtet ist der kWh Preis wieder tiefer. Bei 25 Jahren landen wir wieder bei den 13 Rappen inkl. Wechselrichterauswechslung.

Ein Unternehmen, das mehr als die gerechneten kWh Preise für seinen Strom bezahlt fährt also günstiger mit der eigenen PV Anlage für den Eigenverbrauch, sofern der gesamte produzierte Strom simultan verbraucht wird. Mit künftig steigenden Energiepreisen rechnet sich die Anlage weiter, denn der selbst produzierte Strom wird nicht teurer. Am Ende der Amortisationszeit ist er zudem völlig gratis (abgesehen von Wartungskosten). Zudem kann die Produktion von eigenem Solarstrom auch das Image der Firma verbessern.

Bleibt nur noch die Frage: Warum werden nicht mehr Anlagen gebaut? Darauf habe ich leider keine Antwort 😉

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Ein Kommentar

  1. Die Sicherheitsfrage hat mir keine Ruhe gelassen und ich habe noch etwas recherchiert. Es gibt tatsächlich Klein-Wechselrichter mit Freischalteinrichtungen! Entsteht bei der Abtrennung eines Teilnetzes (=Stromausfall des Netzes) ein ungewolltes Inselnetz, wird dies erkannt und der Erzeuger wird vom Netz getrennt. Das vereinfacht natürlich die Installation gewaltig!

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