Im Schweizer Mittelland werden die Heizungen auf eine Tagesdurchschnittstemperatur von -8°C ausgelegt. Eine korrekt dimensionierte Heizung ist bei dieser Temperatur zu 100% ausgelastet. Während der Kältewelle im Februar 2012 lagen die Temperaturen jedoch einige °C tiefer, in Muri b. Bern beispielsweise an 6 aufeinander folgenden Tagen. Am 5.2.2012 zeige das Quecksilber im Schnitt -13.8 °C an. Man könnte also behaupten, dass all jene, die trotzdem warm genug hatten, eine überdimensionierte Heizung besitzen. Eigentlich dürfte sie bei diesen Temperaturen die Raumtemperatur nicht mehr halten können. Allerdings sind auch andere Faktoren im Spiel, so dass auch bei korrekt dimensionierter Heizung nicht unbedingt frieren angesagt war.
Eine Dimensionierung auf tiefere Temperaturen ist aus folgenden Gründen trotzdem nicht angezeigt:
- Sehr kalte Tage gehen meist auch mit sonnigem Wetter einher. So schien an den kältesten 5 Tagen mit zweistelligen Minusgraden die Sonne täglich zwischen 6 und 8 Stunden. Dies führt je nach Fensterfläche gegen Süden zu erheblichen solaren Gewinnen. Dies kann durchaus ein paar °C ausmachen. Die Auslegung ist jedoch gerechnet für einen bewölkten Tag ohne Sonne.
- Ein Haus reagiert aufgrund seiner Wärmekapazität relativ träge. Reicht die Heizung nicht mehr aus, sinkt die Temperatur demzufolge nur langsam ab. Dadurch können 1-2 Tage überbrückt werden. Die Sinkgeschwindigkeit hängt jedoch von der Speichermasse ab. Ein Leichtbau aus Holz speichert weniger Wärme als ein in Massivbau errichtetes Gebäude.
- Solch kalte Perioden sind selten. Die letzte vergleichbare Kälteperiode liegt bereits 25 Jahre zurück. Seit mindestens 2005 (Messbeginn) wurde z.B. in Muri b. Bern sonst nie eine Tagesdurchschnittstemperatur unter -8°C registriert.
- Wer trotzdem frieren sollte, kann den Heizofen einschalten oder eine heisse Suppe löffeln 😉